Relikt aus einer anderen Zeit.

Vor der Ära der Zeitwaagen dauerte die Feinregulierung von Armband- und Taschenuhren Tage und Wochen. Der direkte Vergleich mit einer Referenzuhr war das Maß der Dinge. Die Sekunde, die zu kontrollierende Einheit. Um hier eine hinreichend genaue Aussage über den Gang der Uhr machen zu können, erstreckte sich der Zeitraum zweier Standermittlungen meist über 12 oder 24 Stunden. Eine Korrektur erfolgte über den Rücker oder (falls vorhanden) über die Regulierschrauben der Unruh. Letztere hatten und haben den Vorteil der definierten und exakten "Dosierbarkeit". Die Drehung der Schrauben kann gut kontrolliert werden und es resultiert daraus eine genau definierbare Gangänderung (ähnlich wie bei der Regulierung eines Pendels über die Pendelmutter). Gefährlich ist dabei nur, dass das Gleichgewicht der Unruh nur allzu leicht gestört werden kann.

Das Regulieren der Uhr über den Rücker birgt diese Gefahr nicht, aber dafür stellt sich einem ein anderes Problem in den Weg. Die Dosierbarkeit des bloßen Rückerzeigers, lässt nämlich zu wünschen übrig. So genügt eine Bewegung desselben von ca. 1/100 mm, um eine Gangänderung im Sekundenbereich herbeizuführen. 1/100mm rückt man aber nicht mal eben so aus freien Stücken.

Daher die Feinreglage. Sie ermöglicht das wohldosierte Verschieben des Rückers im 1/100 Bereich, erkauft mit einem erhöhten technischen Aufwand.

Das war früher so. Heutzutage gibt es die Zeitwaage. Den momentanen Gang der Uhr kann man mit Ihr innerhalb von Sekunden ermitteln. Ein "Zuviel" oder "Zuwenig" der Verstellung des Rückers ist innerhalb von Sekunden festgestellt (im Gegensatz zu den 24 h bei der Methode des Uhrenvergleichs) und genauso schnell korrigiert.

Die Feinreguliervorrichtung ist demnach eigentlich überflüssig.

Schlimmer noch: Die Rückerstifte sind, einem auf lange Sicht hin stabilen Gangverhalten, nicht unbedingt förderlich. Nicht umsonst sind viele der heutigen Uhren ohne Rücker konstruiert. Verfolgt man diesen Gedankengang, dann drängt sich einem die Frage auf, warum die VA eine Feinreglage besitzt?

Die Antwort auf diese Frage, ist nicht im rational zeitmesstechnischen Bereich zu finden. Eher in dem schwerer zu fassenden, in dem einem Ding Eigenschaften zugeschrieben werden, die sonst nur Lebewesen vorbehalten sind. Die Feinreglage gibt dieser Uhr ein Stück mehr Seele. Sie ist ein Bindeglied in die Vergangenheit.