Große Unruh, großes Federhaus, kein zentrales Minutenrad.

Früher war es das Bestreben der Uhrmacher, möglicht große und schwere Unruhen zu verbauen. So groß und schwer jedenfalls, dass noch eine ausreichende Schwingungsweite mit der zur Verfügung stehenden Energie erzielt werden konnte. Demnach mussten Federhaus (Energiespeicher) und Unruh in einem vernünftigen Verhältnis zueinander dimensioniert werden

und beides noch zusammen in das Werk von vorgeschriebenem Durchmesser passen.

Eine möglichst große und schwere Unruh (= maximaler Trägheitsradius) wurde deswegen gewählt, weil diese gegen äußere Störeinflüsse unempfindlicher ist, als eine mit gleicher Frequenz schwingende kleine und leichte Unruh.

In den 50ern des letzten Jahrhunderts ging man jedoch einen neuen und besseren Weg. Man erhöhte die Frequenz der Unruh. Das hat die gleiche stabilisierende Wirkung zur Folge, wie die zuvor beschriebene Erhöhung des Trägheitsradius. Da die schnellschwingenden Unruhen jedoch leichter

als die großen Langsamen sind, ergibt sich ein Vorteil des Schwingsystems in den Lagen. Es können kleinere Zapfendurchmesser gewählt werden, und daraus resultiert ein besserer Gang in den Lagen von senkrechter und waagerechter Unruhachse ...

Doch ist das Beste auch immer das Schönste? Bei der VA wählte ich den klassischen Weg. Also große Unruh und großes Federhaus. Auch auf die Gefahr hin, nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein.

Betrachten wir das Werk der VA, dann fällt die "eigenartige" Räderanordnung (dem Zenith 135 und einigen Formwerken ähnlich) auf. Das Minutenrad ist hier seitlich, also nicht in der Mitte des Werkes gelagert. Dies, um dem Ziel nach einer maximal großen Unruh und einem maximal großen Federhaus gerecht zu werden. Weiterhin können auf diese Weise "große" Räder verbaut werden, was einer mehr handwerklichen Fertigung sehr entgegen kommt (größere Module).

Zur Unruh selber sei nur soviel gesagt. Sie ist eine Hommage an die großen Meister Breguet und Daniels. Ich verneige mich tief vor Ihrem Gespür für Funktion und Ästhetik.